Meine erste Fahrt im Nachtzug und die besten Veggie-Foodie-Spots in Wien: Hier kommen meine Tipps!

April 2024, kurz nach 20 Uhr, Hamburger Hauptbahnhof, wir warten an Gleis 14 auf den Nightjet, also den Nachtzug Richtung Wien. Die Mischung der Menschen hier ist bunt: Manche sehen mit Trekking-Rucksack und Proviant aus, als würden sie regelmäßig mit dem Nachtzug die Welt erobern, eine Damen-Gruppe stößt schon mal mit Sekt an und meine Reisebegleitung und ich hibbeln aufgeregt unserer ersten Nachtzugfahrt entgegen. Ich habe leichte Flugangst und große Klimaangst – schlechte Voraussetzungen für klassische Urlaubsreisen. Umso gespannter bin ich auf den ÖBB Nightjet, der uns in gut 13 Stunden von Hamburg nach Wien bringen soll – und ein paar Tage später wieder zurück.
Der Nightjet wurde 2023 neu aufgelegt und soll nun mit mehr Komfort und Individualität überzeugen. Neben normalen Plätzen gibt es Liege- und Schlafwagen mit verschiedenen Schlafmöglichkeiten von Abteilen, die man sich mit anderen Mitreisenden teilt über kleine Mini Cabins für Alleinreisende bis hin zu eigenen Abteilen mit WC und Dusche. Weil wir auf etwas Luxus und Privatsphäre nicht verzichten wollen, entscheiden wir uns für ein eigenes Abteil mit Doppelstockbett und kleinem Bad mit WC – das kostet dann aber auch einen stolzen Preis von gut 500 Euro pro Fahrt für zwei Personen (nach Bahncard-Rabatt).
Nachtzug nach Wien: So sah unser Abteil aus
„Luxus“ ist bei Zügen natürlich relativ, sofern man sich nicht im Orientexpress befindet. Aber: In der Kabine ist alles, was man für eine mehr oder weniger erholsame Nacht braucht. Doppelstockbett, kleiner Tisch mit Sitzmöglichkeit, Stauraum unter dem Bett und ein Mini-Bad mit Waschbecken und klassischer Zug-Toilette. Im Preis enthalten sind außerdem Bettwäsche, Handtücher, ein kleines Care-Paket mit Wasser, Sekt, Snacks, Ohrstöpseln, Pantoffeln und Schlafmaske und ein Frühstück, für das man auf einer Menükarte alle gewünschten Bestandteile ankreuzt (vegan war leider aus ).
Solange es noch hell ist, ist es im Schlafwagen kuschelig, bei Dunkelheit gruselt es mich etwas: Im Bett werde ich bei bis zu 230 km/h zeitweise ordentlich hin und her geworfen – nicht umsonst gibt es extra ein Gitter, das das Rausfallen verhindern soll. Dazu kommen viele Haltepunkte, ein Abkuppeln, Geräusche, die ich nicht zuordnen kann und das Lachen und Schnarchen aus den Nachbarkabinen. Die Rückfahrt, die ich im oberen Bett verbringe, ist für mich ein kleiner Albtraum, durch das oben fehlende Fenster und die Enge wird es für mich so schlimm, dass ich mitten in der Nacht aus meinem Bett klettere und mich auf den kleinen Stuhl in der Kabine setze. Aber gut: Eine erholsame Nacht habe ich sowieso nicht erwartet, weil ich leider zu den Menschen gehöre, die selbst im eigenen Bett nicht besonders gut schlafen können.

Sobald es hell ist und wir uns zu zweit versetzt in das untere Bett kuscheln kann, verwandelt sich der Albtraum für mich in einen Traum: Ein gutes Buch, der Blick aus dem Fenster vorbei an gelben Rapsfeldern, Seen und immer wechselnden Landschaften und das stetige Rattern versöhnen mich mit der harten Nacht. Das Frühstück ist sicher kein kulinarisches Highlight, aber völlig okay und es wird ans Bett serviert: Jackpot. Der Zug trudelt mit müden Passagieren und deutlicher Verspätung in Österreichs Hauptstadt ein, wofür wir uns noch glücklich schätzen werden: Nach der Reise bekommen wir jeweils die Hälfte beider Fahrten erstattet.
Was soll ich sagen: Der „Nacht“-Aspekt des Nachtzugs war nicht mein Favorit, dafür der „Zug“-Aspekt umso mehr. In Wien komme ich ziemlich erschlagen an, habe die wachen Momente im Zug dafür aber sehr genossen und hatte leichte Abenteuer-Vibes. Was ich nicht gedacht hätte: Noch einen Tag später habe ich das Gefühl, leicht zu schwanken, vergleichbar mit einem ordentlichen Kater – echt unangenehm. Aber trotzdem: Ich bin vom Komfort des Nightjets, den ausgeklügelten Details und der guten Betreuung und Organisation absolut begeistert – ich werde es wieder tun!
7 Nachtzug-Tipps
An dieser Stelle ist es wohl Zeit für ein paar Nachtzug-Tipps:
Den Aufpreis für die Dusche kann man sich getrost sparen, schon bei der Katzenwäsche am Waschbecken ruckelt und zuckelt es so, dass ich das halbe Bad unter Wasser setze.
Wechselkleidung und alles, was man für die Nacht braucht, am besten in einer Extra-Tasche oder griffbereit auf einer Seite im Koffer verstauen, sodass man den Koffer direkt unter dem Bett verschwinden lassen und so für mehr Platz sorgen kann.
An Kopfhörer denken, so kann man nachts Hörbücher oder Podcast hören, wenn man nicht schlafen kann – Ladebuchsen sind direkt am Kopfende der Betten.
Falls Verspätung: Ein Foto mit Zeitstempel von der Ankunft am Bahnhof kann entscheidend für eine Erstattung sein.
Erstattung bei Verspätung: Kümmert euch nach der Reise über die Online-Seite drum, wir haben tatsächlich die Hälfte beider Fahrten erstattet bekommen!
Wer ein Hotel bucht, kann direkt fragen, ob ein früher Check-In bei der Ankunft und ein später Check-Out bei der Abfahrt möglich sind, so wird es bequemer.
Gegen leichte Übelkeit hilft (mir zumindest) SuperPep-Kaugummi.
Meine Wien-Tipps
Der Wien-Urlaub selbst hätte perfekter nicht sein können. Deshalb kommen hier ein paar Tipps und Empfehlungen von Hotel über Kultur bis hin zum wichtigsten Thema: Food.
Hotel:
Geschlafen haben wir im Sans Souci. Mitten in der Altstadt zwischen Museumsviertel und Burggasse gelegen ist das Hotel der perfekte Ausgangsort für alle möglichen Aktivitäten. Die Zimmer sind großzügig und wunderschön, die Wände sind mit Bildern von Roy Lichtenstein geschmückt und die Gabelbissen aus der hauseigenen Patisserie sind ein Traum. Mein Highlight: Das Spa mit zwei Saunen, Dampfbad und einem 19 Meter langen Pool unter Kronleuchtern.
Aktivitäten:
Große Empfehlung: Die City-Guide-App „ivie“ (im Appstore). Hier kann man sich die Vienna-Card für ÖPNV und viele Rabatte kaufen oder die App für schriftliche oder Audio-Guides nutzen – richtig gut gemacht! Allgemein liegen in Wiens Altstadt so viele Highlights beieinander, dass man sich mindestens einen Tag einfach nur treiben lassen sollte, für Inspiration sorgen die Guides der App.
Super cheesy, aber gehört für mich dazu: Eine Hop-on-hop-off-Bustour. Ein- und Aussteigen, wo man will und via Audioguide viele mehr oder weniger nützlichen Infos bekommen – so geht ein schneller Überblick über die Stadt entlang der Donau oder zum Schloss Schönbrunn.
Wer von Hop-on-hop-off nicht genug bekommt, kann dasselbe mit einer kleinen Bahn im Schlosspark von Schönbrunn machen – sehr praktisch, wenn die Füße schon ziemlich platt sind.
Apropos Schönbrunn: Eine Führung lohnt sich auf jeden Fall und ist zumindest in deutscher Sprache auch spontan zu bekommen. Dank Führung bekommt man auch Einblicke in Räume, die für „normale“ Besuchende nicht zugänglich sind.
Eine Führung haben wir auch durch die Kaiserappartements und das Sisi Museum in der Hofburg gemacht: Absolut empfehlenswert!
Die Kaiserliche Schatzkammer ist auch einen Besuch wert – beim ganzen Glitzer und Ornat vergisst man schnell, dass die Monarchie noch gar nicht so lange her ist.
Wer keine Zeit hat, in eines der Museen des Museumsquartiers zu gehen, sollte wenigstens einmal durch das Quartier schlendern und ein kaltes Getränk auf der Dachterrasse „Libelle“ mit bestem Ausblick genießen. An den Automaten in den Zwischengängen kann man sich coole Artwork und Zines kaufen – auch super als Mitbringsel!
Wer wie ich kleine Conceptstores und Secondhand-Läden liebt, ist in der Burg- und Neubaugasse im 7. Bezirk absolut richtig. Hier finden sich zum Beispiel der „Kitsch Bitch Sight Store“, „uppers and downers“, „Burggasse 24“ und „Die Sellerie“.
Eine Runde Riesenrad im Prater gehört für mich zu jeder Wienreise dazu, außerdem setze ich mich gerne auf eine Bank und schaue mir die Menschen in Fahrgeschäften an, in die ich mich niemals selbst trauen würde.
Absolutes Highlight bei schönem Wetter: Mit der Straßenbahn zur Station Nussdorf fahren und durch die Weinberge hoch zum Kahlenberg spazieren. Der Blick von oben ist grandios, wenn die Sonne auf dem blauen Band der Donau funkelt und man die weiße Spitze des Schneeberges winken sieht. Die Wahl des richtigen Heurigen auf dem Rückweg fällt nicht leicht, aber gute Nachricht: Gemütlich sind sie alle. Wir haben uns für den „Mayer am Nussberg“ entschieden und saßen mit Freund:innen einige Stunden mit schönster Ausblick und bei Tomatensalat, Wein, Spritzer und Traubenmost unterm Sonnenschirm – Urlaubsgefühle pur. Hier gibt es übrigens auch viele vegane und nicht-alkoholische Alternativen, cool!
Food
Weil es in direkter Nähe zum Hotel war, waren wir am ersten Tag im Ulrich – und sind danach diverse Male wiedergekommen. Großartige Karte, tolle Qualität, moderne Küche, nicht zu teuer. Das Highlight: Das „Vegan Wake Up“-Frühstück mit Süßkartoffel-Mais-Puffern, Mini-Acaibowl, Smoothie, Porridge und viel mehr für 13 Euro. Tatsächlich so gut, dass wir trotz Hotelfrühstück zweimal hingegangen sind …
Gehört auch zum Ulrich und ist auch richtig gut: Das Erich. Hier gibt es Bar Food und Snacks wie Grilled Cheese Sandwiches oder Nachos, außerdem ist es hier deutlich leerer. Super!
Zu meiner Recherche vor der Reise gehörte die Suche nach dem besten veganen Wiener Schnitzel. Großes Glück: Die Bloggerin Mitzi von „compassionatesnob.com“ hat die denkbar beste Vorarbeit geleistet und elf vegane Wienerschnitzel mehr als ausgiebig getestet und bewertet. Ihr Zweitplatziertes spricht mich am meisten an: Das Schnitzel im veganen deutsch-türkischem Restaurant Velani. Die Atmosphäre ist ziemlich unspektakulär, das Essen das Gegenteil: Das Schnitzel schnitzelt ordentlich, der Kartoffelsalat haut mich um. Große Empfehlung!
Noch mehr vegan: Per Zufall entdecke ich (eigentlich schon mehr als satt) den Wiener Würstelstand in der Pfeilgasse 1 und muss einfach probieren. Vegane Bosna: SO GUT! Und dann lerne ich auch noch mein neues Lieblingswort: Kukuruzzi Fritti, das ist frittierter Mais mit veganer Aioli und ich träume immer noch regelmäßig davon.
Soda Citron: Eigentlich ist es nur Wasser und Zitronensaft oder -sirup, gibt’s auch in der Himbeervariante. Aber: Wir haben zwar extra Sirup am letzten Tag eingekauft und importiert und verschiedene Rezepte ausprobiert, Soda Citron schmeckt allerdings nur in Wien nach Instant-Urlaub und sorgenfrei.
Kaiserschmarrn und Palatschinken: Es ist so: Ich mag kein Gebäck, in dem man Eier herausschmeckt. Ich mag keine Pfannkuchen, keinen Kaiserschmarrn, keine Waffeln – ich bin schwierig. Deswegen habe ich den Kaiserschmarrn und Palatschinken bei Heindl’s Schmarren & Palatschinkenkuchl auch nur probiert. Meine Begleitung war aber ganz begeistert und auch die Online-Bewertungen sagen: Hier schmeckt’s richtig gut!
Salonplafond ist ein richtig tolles Restaurant im Museum für Angewandte Kunst. Tolle Atmosphäre, modernes Menü, super Qualität. Vorspeisen kosten hier abends um die 17 Euro, Hauptspeisen im Schnitt 20-30 – also eher was für besondere Abende, die im Gedächtnis bleiben.
Veganista: Als ich vorher bei Instagram gefragt habe, was ich in Wien nicht verpassen darf, wurde immer wieder Veganista genannt. Hier gibt es veganes Eis an vielen verschiedenen Standorten. War richtig lecker – aber auch ganz schön teuer.
Weil so ein Wien-Kurztrip auch irgendwann sein Ende hat, haben wir natürlich nicht alles geschafft, was wir uns vorgenommen haben. Das möchte ich nächstes Mal machen:
- Parémie in der Bäckergasse: Eine Boulangerie-Pâttiserie, deren Instagram-Kanal mir regelmäßig das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt
- 3. Mann Tour: Führung durch das Wiener Kanalsystem
- Nationalbibliothek: Will ich mir unbedingt anschauen!
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